Planung mit Sinn und Verstand

Es gab wohl keinen Kommunalwahlkampf, in dem nicht die Ortsentwicklung ein zentrales Thema war. Zukunft zu gestalten ist natürlich die vornehmste Aufgabe des Gemeinderates. Diese verantwortungsvoll wahrnehmen kann er natürlich nur dann, wenn die Gemeindeführung, so wie es in der Gemeindeordnung vorgesehen ist, sorgfältige Vorarbeit leistet, Alternativen ausarbeitet und entscheidungsfähige Beratungsvorlagen liefert. Viel zu spät oder falsch geschieht dies oft, so zum Beispiel in den Beratungen um die Ortsmitte und besonders der Bahnhofstraße. Es gibt ein schönes Gutachten, das zwar nicht allzu viel Kreatives enthält, aber doch eine Diskussionsgrundlage darstellt. Die Beschäftigung damit müsste viel intensiver betrieben werden. Es gibt keine Struktur in der Ortsplanung, die Verwaltung lebt von der Hand in den Mund. Kein Wunder, dass dann auch Bauwerber in der Bahnhofstraße, deren Vorhaben durchaus von Vorteil für uns wären, abgewiesen werden und die Lust am Bauen verlieren. Mit Hochdruck muss die Überplanung der Bahnhofstraße vorangetrieben werden.

Ein eklatantes Beispiel von Fehlplanung ist das neue Baugebiet Neufahrn Süd-West. Wer kommt auf die Idee, dem Gemeinderat eine Entscheidung schmackhaft zu machen, durch die der eh schon in Nord-Süd-Richtung überdehnte Ort noch länger gemacht wird und die Wege zur Infrastruktur unzumutbar lang werden und nur zusätzlichen Verkehr erzeugen? Neufahrns Entwicklungsrichtung kann logischerweise nur nach Osten gehen, wo schon eine Erschließungsstraße existiert, Schulen, Kindergärten, Sport- und Freizeitanlagen in unmittelbarer Nähe sind und die Gemeinde bereits Grundstücke besitzt. Wie gut wäre hier die neue Schule anzusiedeln gewesen, die Möglichkeit des Baus einer Gymnastikhalle zum Nutzen der Schulen, der VHS und der Vereine hätte bestanden, die Ortsmitte hätte belebt werden können, über die leichtere Finanzierung braucht man gar nicht erst zu sprechen. Eigeninteressen oder der Weg des geringsten Widerstandes scheinen eine plausible Erklärung zu sein für bisheriges Planungsverhalten.

Die Neufahrner Planung muss wieder bürgerfreundlicher und demokratischer gestaltet werden. Der Bürgermeister legt den Architekten fest, definiert, was „neu“ ist, bestimmt den Ort und sagt dann: „Jetzt muss der Gemeinderat entscheiden“. Das ist Verhalten nach Gutsherrenart, aber nicht bürgernahe Verwaltung. Die Fälle des Planungschaos lassen sich noch leicht verlängern: Ein Raum im Ortszentrum wurde für 300000 Euro erstanden für einen neuen Sitzungssaal. Jetzt dient der Raum einer Gymnastikgruppe, denn an die zusätzlichen 700000 Euro Umbaukosten hat man nicht gedacht. Oder wurde gar versucht, vollendete Tatsachen zu schaffen? Das Vorhaben scheiterte erst am öffentlichen Widerstand. Ist es erlaubt, hier noch einmal an das Chaos des „Bavaria-Park“ zu erinnern? Wie geht es mit der Rathaussanierung? Die Fenster werden zwar ausgeschrieben, aber es viel mehr zu tun. Das muss doch ein Gesamtpaket sein, so entsteht wieder Stückwerk, der Gemeinderat wird im Unklaren über die endgültigen Kosten gelassen. Das Hin und Her um den Neubau der Grundschule ist nicht vergessen. Dass dann sogar gesetzliche Fristen bei der Stellungnahme der Gemeinde zum Bundesbahnvorhaben in Mintraching versäumt werden, passt exakt ins Bild. Wir möchten Sicherheit in der Entwicklung unserer Zukunft, das ist nicht zu viel verlangt.